Pflanze des Monats Oktober 2022 – Berberitze

Pharmazeutisch: Berberidis Fructus / Cortex

Wissenschaftlicher Name: Berberis vulgaris L.


Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Gattung: Berberitzen (Berberis)

Berberis vulgaris L., Berberitze

Berberitzen gehören mit fast 600 Arten zu den artenreichsten Gehölz-Gattungen und kommen vor allem in Asien vor.

Der wissenschaftliche Name stammt vom Arabischen „al barbarīs“ ab.
Der deutsche Name Sauerdorn nimmt Bezug auf die dornigen Zweige und den sauren Geschmack der Blätter.

Der Sauerdorn wurde schon im Mittelalter in den Kräuterbüchern beschrieben. Man nutze ihn damals bei Lebererkrankungen, Gelbsucht und auch Rheuma. Die Pflanze wurde aber auch als gelbes Färbemittel für Wolle, Stoffe und sogar Leder verwendet.

Pflanze:

Die Berberitze ist ein mit Blattdornen bewehrter Strauch mit einer Wuchshöhe von 1 bis 3 Metern.

Die am Rand stachelig gesägten Laubblätter sind kurz gestielt und verkehrt-eiförmig. Sie sind etwa 2-5 cm groß und wachsen in kleinen Büscheln am holzigen Ast. An den Blattachseln stehen typischerweise kleine, spitze Dornen, die das ohnehin mühsame Ernten noch erschweren.

Die Blüten sind gelb und halbkugelig-glockig. Die Rinde ist hellgrau,  teilweise rötlich überlaufen und die Zweige sind innen gelb gefärbt.

Berberis vulgaris L., Berberitze, Original book source: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.
Die Erntezeit der Früchte ist von September bis Oktober.

Die Früchte sind scharlachrote, bis zu 1 cm lange, glatte und glänzende, länglich ellipsoide Beeren mit Narbenresten an der Spitze. 

Verwendeter Pflanzenteil:


Zu Heilzwecken verwendet werden:
Früchte & Wurzelrinde

Die Früchte der Berberitze haben völlig andere Heilwirkungen als die Rinde der Wurzel.
Die Wurzelrinde stärkt die Galle und die anderen Verdauungsorgane, die säuerlichen Früchte spenden Vitamine und werden gerne für Marmeladen verwendet.

Die Früchte  der Berberitze können unbedenklich angewendet werden. Sie eignen sich sehr gut für Marmeladezubereitungen. Da sie reichlich Vitamin C und Mineralien enthalten, sind sie ein wertvolles und nahrhaftes Heilmittel.
Blätter und Wurzel sind alkaloidhaltig und schwach giftig. Bei Überdosierung besteht die Gefahr von Benommenheit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizungen, Nasenbluten. Präparate, die  Berberin enthalten, das in den Blättern und Wurzeln konzentriert ist,  sollten nicht ohne ärztliche Verordnung innerlich eingenommen werden. Bei fieberhaften Nierenentzündungen und Harnentzündungen ist die Pflanze insgesamt nicht anzuwenden.


Aufbewahrung/Konservierung:


Sammelzeiten:

Blätter im Juni

Früchte im Herbst (bis November ev)

Wurzel im Herbst

Blätter, Wurzelrinde (Vorsicht beim Handschuhe! Gelbfärbung!) und Früchte im Halbschatten trocknen und in geschlossenen Gläsern lagern.


Inhaltsstoffe:


Vor allem die Blätter und die Rinde enthalten Alkaloide, die Vergiftungserscheinungen auslösen können. Daneben sind in der Wurzelrinde Berberin, Gerbsäuren, … enthalten.

Rinde:
Isochinolin-Alkaloide (Berberin, …) - 12-15% in der Wurzelrinde
MDR-Pumpeninhibitoren (Flavonolignane, Porphyrine)
Gerbstoffe
Polysaccharide …

Früchte:
Alkaloide (Berberin, …) nur in Spuren
Apfelsäure
Vitamin C …


Wirkungen:


Rinde:

Entzündungen von Haut, Augen, Zahnfleisch
Verdauungsstörung (Fette), ungenügende Gallebildung
Verstopfung (anregende Wirkung auf die glatte Muskulatur des Bauchraumes)

Früchte: 

Sind ein Vitamin-C-Liferant und Genussmittel.

Nebenwirkungen:


Vorsichtige Dosierung bei Reizdarm und Gallenkoliken.
In hohen Dosierungen Übelkeit, Erbrechen, Nierenreizung, Durchfall

Nicht in der Schwangerschaft (Uterus stimulierende Wirkung)
Nicht bei Nierenschwäche
Insgesamt sollte die Anwendung von Wurzelrindendrogen, nur von kräuterkundigen Personen vorgenommen werden!!!


Dosierung:


Tee: 1-2 TL zerstossene Früchte (Phytokodex) - die Beeren schon über Nacht in diesem Wasser einzuweichen.

Tinktur (1:5): 1-2ml 3xtgl in Wasser


Berberitzen und TCM:


Berberidis Cortex (getrocknete Wurzel- und/oder Stammrinde)
Temperatur: kühl
Geschmack: sauer, leicht bitter
Organe: Leber, Gallenblase, Lunge, Magen/Darm, Herz

Kühlt Hitze
Leitet Feuchtigkeit ab
Klärt Rest-Pathogene (wiederkehrende Infekte)
Reguliert Herz-Qi und Blut und beruhigt den Geist (Shen)

Immer wiederkehrende Infekte, Fieber, Erschöpfung
Entzündungen (v.a. Haut, Augen, aber auch Lunge, Leber, Gelenke)
Aphten, Zahnfleischentzündungen
Unverträglichkeit fetter Speisen
Verstopfung
Reizbarkeit, Unruhe, „Herzrasen"

Weiteres siehe hier >> Berberis vulgaris in der TCM

Medizinische Anwendung:


Das HMPC: keine Bewertung
ESCOP: keine Bewertung
Kommission E: negative Bewertung



FAQs zum Thema Beberitze:


Sind Berberitzen giftig?

Die Früchte  der Berberitze können unbedenklich angewendet werden. Sie eignen sich sehr gut für Marmeladezubereitungen, Liköre, …und auch zum Kochen. Sie werden v.a. in der persischen Küche gerne verwendet.
Blätter und Wurzel sind alkaloidhaltig und schwach giftig. Bei Überdosierung besteht allerdings die Gefahr von Benommenheit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizungen.
Präparate, die  Berberin enthalten, das in Blättern und Wurzeln (und hier besonders in der Wurzelrinde) konzentriert ist, sollten nicht ohne ärztliche Verordnung innerlich eingenommen werden.


Sind Goji-Beeren und Berberitzen dasselbe?

Schnelle Antwort - Nein!

Goji-Beeren, chinesisch Gǒu Qǐ Zi, 枸杞子, sind Bocksdornfrüchte, Fructus Lycii. Die sind ein süßes Stärkungsmittel. Sie stützen Yin und Jing.

In der ayurvedischen Medizin werden (allerdings) von Berberis aristata medizinisch auch die Früchte verwendet (nicht nur die Rinde). Bei uns  werden die Früchte von Berberis vulgaris, der gemeinen Berberitze, wegen des Vitamin-C-Gehaltes geschätzt. Durch ihren sauren Geschmack haben sie alle eine eher zusammenziehende (adstringierende) Wirkung.


Zubereitungen / Rezepte:


Fruchtmus, Fruchtsaft, Tees, Tinkturen, ...

Tee:

1-2g getrocknete Arznei (Wurzelrinde) als Aufgussgetränk (ca. 1 TL mit 250 ml Wasser, 5-10 Minuten köcheln, 1 Tasse täglich). Allerdings sollte man einen solchen Tee nicht über einen langen Zeitraum trinken!!!

Die Anwendung sollte nur unter Aufsicht einer in Kräutertherapie erfahrenen Person bzw. eines Arztes erfolgen!


Abkochung für Ekzem-Behandlung:
10g getrocknete Rinde ca. 1 h in 1/2L Wasser einweichen, aufkochen, 20’ köcheln, abseihen 


Tinktur:
1:5 Tinktur in ca 55% Alkohol, 1-2ml 3xtgl in Wasser


Ein Tipp für die Herstellung von Tinkturen im Allgemeinen:

  • Blüten, Blätter: 30–55 %vol.
  • Wurzeln/verholzte Teile: 55–70 %vol.
  • Harze: 70–95 % vol.
  • Schleimstoffe, Glycoside, Saponine, Alkaloide: ca. 20–40 %vol.
  • Bitterstoffe, Gerbstoffe, Cumarine, Flavonoide, Scharfstoffe: ca. 30–50 %vol.
  • Ätherische Öle: 50–70 %vol.)

Berberitzen-Likör:

1/2 L Wodka
3 EL Kandis
40g Berberitzen
1/2 Zimtstange
Orangenzesten von 1/2 Orange

Den Kandiszucker in 1-2 EL warmem Wasser auflösen und mit dem Wodka vermischen.
Berberitzen und Zimt, Zesten (ev. auch Sternanis) in ein Bügelglas geben und mit dem Wodka auffüllen.
Ca. 6 Wochen im Dunkeln lagern und dann in eine Flasche abseihen.


Berberitzen -Tinktur:

Frische Berberitzen-Früchte zerkleinern und in ein verschließbares Gefäß geben und im Verhältnis 1:2 mit 30%-igem Alkohol auffüllen

Den Ansatz 3 Wochen ziehen lassen (hin und wieder schütteln).
Danach abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen.

3 x täglich 15 – 20 Tropfen einnehmen

Beschriftung nicht vergessen! (Name der Droge, Verhältnis, %-Alkohol, Datum)


Berberitzen-Marmelade:

Rezept von  Wildsammlung

Zutaten:
3 Zitronen, 1 Packerl Einsiedezucker 3:1 (500g), 1500g Berberitzen

Zubereitung:
Die Berberitzen waschen, von den Stielen zupfen, verlesen und mit etwas Apfelsaft abgedeckt etwa 5 min leise köcheln. Dann die Berberitzen durch ein feines Sieb streichen, um Berberitzensaft und -fruchtmark zu erhalten. Achtung: Die Kernchen sind recht dünn, also wirklich ein feines Passiersieb verwenden!

Den Berberitzensaft mit dem Apfelsaft auf 750 ml auffüllen und mit dem Gelierzucker nach Packungsanweisung zu Gelee kochen (Gelierprobe nicht vergessen!). Ist die Gelierprobe erfolgreich, sofort in ausgekochte Twist-off-Gläser (z.B. 4 Stück à 210 ml) abfüllen.


Berberitzen-Birnen-Marmelade:

Zutaten:
400 g Berberitzen
1 kg Birnen
500 g Gelierzucker (2:1)

Zubereitung:
Die verlesenen und gewaschenen Berberitzen mit etwas Wasser weichkochen und anschließend durch ein feines Sieb passieren.
Die Birnen waschen, vierteln, in etwas Wasser aufkochen, Fruchtmasse durch ein Sieb streichen. Das Berberitzenmark mit dem Birnenmark vermischen. 
1 kg Fruchtmasse mit 500 g Gelierzucker 2:1 unter Rühren zum Kochen bringen und etwa 5 Minuten sprudelnd kochen lassen. Sobald die Marmelade geliert, kann sie heiß in saubere Gläser abgefüllt werden.

Quelle: Stephanie Sauer, "100 Wildobstrezepte", Diplomarbeit.


Orientalischer Reis mit Berberitzen:

Orientalische Reis mit Berberitzen ist ein köstliches Rezept aus Persien!

Zum Video hier >>

Richtige Zubereitung von Berberitzen
Zum Video hier >>

Bezugsquellen-Beispiele für Berberitze-Früchte:


Berberitzen sind im Handel gar nicht so einfach zu finden, deshalb hier ein paar exemplarische Bezugsquellen. Ansonsten hilft nur selber sammeln. Eine Video-Anleitung zum richtigen ernten findest Du weiter unten. 

Prokopp (auch online)
Gewürze & Co am Naschmarkt GmbH (auch online)


Bücher:

Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten - H. Pirc


Videos:

Berberitzen (nur die Beeren vom Sauerdorn sind ungiftig, nicht die der anderen Berberitzen-Arten) - Video 

Richtige Zubereitung von Berberitzen - Video

Berberitzen richtig ernten - Video 

Gabi Peham

Dr. Gabi Peham -
Ärztin für Allgemeinmedizin -
Akupunktur, TCM, Phytotherapie, Aromakunde

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