Hypericum perforatum L.
Familie:
Hyperaceae
Gattung:
Hypericum
Pflanze:
Es wird auch durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut oder Tüpfel-Hartheu genannt.
Es ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie bildet stark verzweigte Wurzelkriechsprosse und eine spindelförmige, bis zu 50cm tief reichende Wurzel. Der Stängel ist aufrecht und durchgehend zweikantig und innen markig ausgefüllt (nicht hohl). Dadurch unterscheidet sich das „Echte Johanniskraut“ von anderen Johanniskrautarten. Die Laubblätter sind oval, sitzend. Die Blattspreite ist dicht mit durchscheinenden Öldrüsen besetzt. Der Blattrand ist mit schwarzen Drüsen punktiert. Bei den zahlreichen durchscheinenden Punktierungen der Spreite handelt es sich um Gewebslücken, die durch Spaltung oder Auseinanderweichen von Zellwänden entstanden sind und in denen das helle ätherische Öl konzentriert ist. Die gelben Blüten präsentieren sich auf reichblütigen trugdoldigen Blütenständen. Die Frucht ist eine Spaltkapsel.
Verwendeter Pflanzenteil:
Oberes 1/3 des blühende Krautes
Aufbewahrung/Konservierung:
Am besten nach der Ernte zu Sträußen binden. Die Bündel kopfüber an einem dunklen (schattigen) und luftigen Ort aufhängen. Das Trocknen dauert etwa 2 Wochen. Die gesammelten Blüten lassen sich auch gut offen ausgebreitet z.B. auf Zeitungspapier trocknen.
Anbau:
Fremdbestäubung durch Insekten. Die Samen werden von Tieren verschleppt oder durch den Wind verbreitet. Als Heilpflanze wird das echte Johanniskraut landwirtschaftlich angebaut.
Man säht im Januar bis zeitiges Frühjahr direkt auf die Erde und bedeckt die Samen nicht, da sie Lichtkeimer sind.
Inhaltsstoffe:
Ca. 0,1 % Naphthodianthrone (Hypericin, …), 2 bis 4 % Flavonoide (Rutosid, Luteolin, Quercitrin, …), Phloroglucine (hauptsächlich Hyperforin 2 bis 4 % (HPLC) neben wenig Adhyperforin u.a.), Xanthone, ÄÖ (Sesquiterpen – Spathulenol), Gerbstoffe, Wachse, …
Der Hyperforingehalt ist am höchsten in reifen Früchten (etwa 4,5 %), Adhyperforin wurde in einer erheblichen Menge von ca. 1,8 % in Früchten nachgewiesen.
Die Wirkung der Johanniskraut-Präparate ist auf die Substanzen Hyperforin und Hypericin zurückzuführen. Sie bewirken eine Wiederaufnahmehemmung von bestimmten Neurotransmittern (Serotonin:Dopamin:Noradrenalin:GABA:L-Glutamat = 2:1:5:1:11).
Wirkungen:
Volksheilkundlich wird es bei „Rheuma“, Kreuzschmerzen, Verstauchungen, Blutergüssen, Halsschmerzen, Menstruationsstörungen, Schlafstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff Hyperforin wird medikamentös eingesetzt bei leichten Depressionen.
Nebenwirkungen:
Im Allgemeinen wird Johanniskraut gut vertragen, aber Hypericin erhöht die Empfindlichkeit gegenüber UV-Licht und kann so zu Photosensibilitätsreaktionen führen. Johanniskraut induziert auch das Abbauenzym Cytochrom P450 3A4 in der Leber, wodurch die Wirksamkeit zahlreicher Medikamente abgeschwächt werden kann.
Die getrockneten Blüten des behaarten Johanniskrauts können bei nicht pigmentierten (weißen) Weidetieren (Pferde, Schafe, Ziegen etc.) nach der Bestrahlung durch Sonnenlicht zu Hämolyseerscheinungen (sogenannte “Hartheukrankheit”) führen.
Dosierung:
Tee: getrocknetes Kraut 2-4g (mittlere Tagesdosis)
Fertigpräparate: 900mg Extrakt (5:1)/Tag über 4-6 Wochen
(Berechnungsgrundlage: 3g Droge – 900mg Extrakt – 0,6g Hypericin)
Lokal: Öl (Mazerat!) – Rotöl
Zubereitung:
Teezubereitung (Infus): 2 TL getrocknete Droge mit 1/4L heißem Wasser überbrühen, 10’ ziehen lassen
Tinktur: 3 TL getrocknetes Kraut auf 1/8L Korn 38% – nach 2 Wochen abfiltern.
Rotöl: frische Blüten/Knospen anquetschen, mit kaltgepresstem Olivenöl abdecken und 6 Wochen in die Sonne stellen, tgl. schütteln. Das abgeseihte Rotöl in dunklen Flaschen, kühl lagern.
Salbe: Rotöl ist oft Bestandteil von „Rheumasalben“
Räuchern: „lässt die Sonne wieder im Herzen strahlen“
Kommission E: psychovegetative Störungen, depressive Verstimmungszustände, Angst,
Äußerliche Anwendung: ölige Johanniskraut-Zubereitungen zur Behandlung von kleinen Wunden, bei Myalgien (Muskelschmerzen) und Verbrennungen 1. Grades.
ESCOP: leichte bis mittelschwere depressive Episoden
HMPC: traditionelles Heilmittel